sobooks: Social Reading – Lesen und Diskutieren

Sascha Lobo, kein Unbekannter im Internet, hat ein neues Portal mit Namen sobooks gestartet. Bei soboks handelt es sich um eine Social-Reading Plattform, d.h. man kann eBooks nicht nur kaufen und lesen, sondern auch mit anderen darüber diskutieren, Notizen machen und natürlich fehlt es auch nicht an der Einbindung von sozialen Netzwerken wie Facebook, Google Plus und Co. Auch an einem Live-Stream aktueller Lesekommentare wurde gedacht. Nett sind sicherlich die Statistiken zu einem Buch, denen man z.B. entnehmen kann, wie viel durchschnittliche Lesezeit Leser damit verbracht haben, ebenso Anzahl der Kommentare, Seitenaufrufe sowie viele Leute das Buch überhaupt durchgelesen haben. Wir gehen mal davon aus, dass Datenschutzfragen berücksichtigt sind. Die Grundidee könnte man vielleicht in Anlehnung an einen anderen Werbespruch als „Lesen was verbindet“ bezeichnen.

Namhafte Partner bereits an Bord

Erstaunlich ist, obwohl noch jung, dass man durchaus schon namhafte Partner gefunden hat, wie man einem Artikel „Kampfansage an Amazon“ auf hr-online.de entnehmen kann. So gibt es eine strategische Partnerschaft mit dem Internetportal der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Partnerschaften mit bekannten Verlagen wie Random House, Bastei Lübbe, Ullstein und anderen. Da gibt es andere, die Verlage nicht so leicht überzeugen konnten (oder können). Das Angebot ist eher noch übersichtlich, aber man ist ja auch erst im Aufbau.

Immer Amazon erwähnen… ist das notwendig?

Bescheiden ist der Anspruch dem Artikel nach offensichtlich nicht, immerhin will man nicht nur Amazons Konkurrenz sein, sondern sogar „den Markt nach Amazon entwickeln“. Nun, gegen Ziele und Ehrgeiz kann man ja nichts sagen, warum sollte man sonst ein Projekt starten. Aber mich persönlich nervt, dass man permanent Amazon mit ins Spiel bringt, statt sich einfach auf sein eigenes Projekt zu konzentrieren. Zudem gibt es nicht nur Amazon als Anbieter und zweitens ist Amazon auch nicht nur böse. Aber gegen Vielfalt an sich wird keiner etwas haben, auch nicht ein Amazon Kunde.

Lesen im Browser?

Zweifel am Projekt sind aber durchaus angebracht, so wird als ein großer Vorteil genannt, dass sobooks im Browser stattfindet, was natürlich auf diversen Geräten möglich ist. Nur: wer wirklich begeistert liest, der liest meist eben mit einem e Ink basierten Reader, weil nur dann ein augenfreundliches Leservergnügen gegeben ist. Das mag nicht für jeden gelten und sicher wird mancher auch mal unterwegs auf dem Smartphone lesen, aber wie viele wirklich? Besonders diejenigen, welche echte Leseratten sind (und auch mal eBooks) kaufen, die werden sicher ein spezielles Lesegerät bevorzugen. Der Grund für die Lese-Alternative liegt wahrscheinlich eher darin, dass keiner der beiden dominierenden Anbieter von eBook Readern in Deutschland (Amazon / Tolino Partner) ein Interesse daran haben dürfte, eine Dritt-App zu akzeptieren, womit letztlich nur der Ausweg auf andere Gerätetypen bleibt.

Möchte man wirklich sogar Lesen teilen?

Teilen, Kommentieren, Diskutieren… das mag jeder anders sehen. Persönlich finde ich, dass Lesen etwas Privates ist und ein Rückzugsort vom Stress. Da will ich lesen, aber nicht sharen oder diskutieren und noch weniger per Facebook teilen, ich brauche einfach nicht in jeder Lebenssituation Internet und schon gar nicht Social-Media Aktivität. Gut, das ist eine persönliche Ansicht und es wird sicher Social Media Fans geben, die das anders handhaben. Aber die große Masse? Die überwiegende Mehrzahl aller Leser liest ja nicht mal digital. Da haben wir große Zweifel.

Persönlich wünschen wir dem Projekt sicher Glück, aber wir denken halt einfach nicht, dass es über ein Nischenprojekt hinauskommt, da wir einfach nicht glauben, dass die Mehrheit in den Typus Social-Reading hineinpasst, wir glauben auch nicht wirklich an überschäumende Begeisterung darüber, im Browser lesen zu dürfen, warum sonst wurden dezidierte Lesegeräte überhaupt entwickelt. Die Nische kann durchaus reichen für ein erfolgreiches Projekt, aber sicher nicht, um Amazon (oder anderen großen Anbietern) Sorgenfalten zu machen.

Grundsätzlich aber durchaus ein interessantes Projekt und positiv ist sicher, dass man bereits bekannte Verlage gewinnen konnte, aber eben zweifelhaft, dass es die Masse erreichen wird. Aber für alle, die halt gern lesen und Social-Media Aktivitäten verbinden, natürlich eine interessante Sache.

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