Nichts ist, wie es scheint – ein multimediales eBook Kunstwerk

Nichts ist, wie es ist - Kriminalrondo“ von Elke Heinemann eBooks im epub 3 Format erweitern das klassische Leseerlebnis um multimediale Komponenten wie Audio, also Töne und Musik, aber auch um Bilder, Animationen, Fotos und sogar Videos. Multimediale epub 3 eBooks, wie das hier vorgestellte „Buch“ „Nichts ist, wie es ist – Kriminalrondo“ von Elke Heinemann aus dem Cividale Verlag sprechen neben der Fantasie in unserem Kopf ganz gezielt auch Auge und Ohr an. Ein solches Buch verschafft ein neuartiges Leseerlebnis, welches dem Leser eine interessante neue, zusätzliche Erfahrung bietet, welche durchaus auch experimentellen Charakter hat. Ich empfinde es nicht etwa als Ersatz für das klassische Buch, sondern eher als eine Ergänzung, die eine neue Erfahrung für den Lesebegeisterten eröffnet.

Das größte Problem stellt sich für den eBook Reader verwöhnten Leser zunächst vor allem dadurch, dass zwar einige eBook Reader durchaus ganz oder teilweise epub 3 vielleicht unterstützen mögen, aber den meisten e Ink eBook Readern in den letzten Jahren der Klang abhandengekommen ist und ohne Audioausgabe entfällt natürlich ein Teil dessen, was ein Buch wie „Nichts ist, wie es ist, ausmacht.

e pub 3 Reader Apps für Tablet PC

Ein Ausweg bietet hier ein Tablet PC (oder auch PC / Notebook) , mit einer App wie z.B. den Gitden Reader, dem Namo PubtreeViewer oder mit der iBook App können die epub 3 eBooks ohne Probleme gelesen und gehört werden. Neben Audioausgabe auch mit dem Vorteil von Farben, was bei Nichts ist, wie es ist, durchaus ebenso eine Rolle spielt, spielen doch die 13 Traumbilder, die sogenannten Fotogramme, eine ganz eigene Rolle in diesem Buch.

Die erste Auffälligkeit bei Nichts ist, wie es ist – Kriminalrondo ist sicherlich das animierte Inhaltsverzeichnis, welches in einem Art Karussell präsentiert wird und sehr leicht das Ansteuern einzelner Bereiche ermöglicht und gleichzeitig auch Sinnbild für dieses ungewöhnliche Buch darstellt.

Text, Bild und und Audio in einem ungewöhnlichen „Krimi“ – Kunstwerk

Denn nicht nur die Technik dieses enhanced eBooks ist experimentell, sondern auch die „erzählte“ Geschichte von Nichts ist, wie es ist, an sich, welches nicht der typischen Logik einer Kriminalgeschichtserzählung folgt und bei der die einzelnen Erzähltexte immer wieder unterbrochen werden von der sogenannten Amokstimme, die die Aufmerksamkeit des „Lesers“ einfordert. Das Buch ist ohnehin zu jeder Zeit auch ein Hörbuch, denn man kann sich alle Texte ebenso vorlesen lassen und so die Sinne ganz auf die Akustik lenken.

Der Leser bekommt bei „Nichts ist, wie es ist“ keinen Krimi, der von A nach B geht, von Mord zur Aufklärung, sondern viel mehr 6 Erzähltexte, in denen es mit recht komplexem, auch teils verwirrenden Wortspiel um das Wesen eines Verbrechens oder Mordes geht und den Vorstellungen, die wir mit typischen Elementen eines Verbrechens haben. Erzähltexte zwischen Traum, Wahnsinn und (vermeintlicher) Wirklichkeit. Die Texte regen so den Leser zum Nachdenken über Leben und Tod, Verbrechen, dem Sein, aber auch über Klischees typischer Kriminalaspekte an. Die Texte müssen auch nicht zwingend, auch hier weicht das „Buch“ vom klassischen Roman ab, von vorne nach hinten gelesen werden, da diese keine logische Kausalkette enthalten. Der „Amokstimme“ und denn die Texte unterbrechenden Traumbildern (Fotogramme) kommt dabei eine ganz besondere Bedeutung zu. „Ihr Text ist eine Kombination rhetorischer Figuren, Wortwiederholungen und -vertauschungen, die die durch Panik und Ohnmacht bestimmte Beziehung zwischen Ich und Außenwelt deutlich machen soll“, so die Autorin im Vorwort.

Die Texte sind dabei durchaus teils verwirrend, manchmal auch anstrengend, die Autorin selbst schreibt im Vorwort, dass die sechs Erzähltexte von der Sprache des Irrsinns begleitet und durchdrungen werden. Der Leser (oder Zuhörer) wird also durchaus gefordert und kann sich an allen Stellen eigentlich eine eigene Vorstellung davon machen, was die Intention der Autorin war oder was er für sich in den Texten interpretiert. Dies macht das Buch auch durchaus, obwohl nicht üppig im Umfang, zu einer zeitlich aufwendigen Lektüre, will man sich ernsthaft mit den Texten auseinandersetzen, was durchaus eine spannende Sache sein kann. Man muss sich aber im Klaren sein, dass dieses Buch eher eine Kunstform darstellt als einen typischen Roman.

Es gibt in dem Buch daher auch keine eindeutige Leiche, ja nicht mal ein eindeutiges Verbrechen, vielmehr geht es um letztlich in den Texten immer um das Geheimnisvolle, um Irrsinn, um falsche Fährten und letztlich um ein Spiel mit der Fantasie und der Sprache.

Nichts ist, wie es ist – Kriminalrondo – eine ungewöhnliche Erfahrung

Unter diesem Aspekt ist Nichts ist, wie es ist – Kriminalrondo ein durchaus sehr interessantes Kunstwerk, (eher als ein Buch im klassischen Sinne), welches eine spannende Abwechslung sein kann für alle, die Experimenten und dem Außergewöhnlichen gegenüber aufgeschlossen sind und die Lust haben mal etwas Neues auszuprobieren, was Augen und Ohren anspricht und gedankliche Prozesse in uns in Gang setzt, die unserer Fantasie freien Lauf lassen. Vermutlich wird diese Mischung aus Lyrik und Fotografie nicht jedermanns Geschmack treffen, aber ist es nicht immer es wert auch mal neue Interpretationen und künstlerische Umsetzungen, gerade auch bei neuen Medienformen, für sich zu erkunden?

Die typische Abendlektüre vor dem Schlafgehen ist es daher wohl eher nicht, aber ein interessantes Erlebnis schon, welches zeigt, wie man mehrere multimediale Komponenten in einem ungewöhnlichen Buch umsetzen kann. Ungewöhnlich aber nicht mal so sehr in der Technik als eher in der inhaltlichen Umsetzung.

Nichts ist, wie es ist: Kriminalrondo von Elke Heinemann
erschienen im Cividale Verlag

Verfügbar als normales eBook (Preis: 3,99 Euro) oder als Enhanced eBook mit Audioaufnahmen der Texte, 13 Fotogrammen der Künstlerin Manuela Höfer und ein interaktives Inhaltsverzeichnis (Preis: 9,99), welches Grundlage für diesen Artikel war.

Erhältlich bei: bei Amazon im Kindle Format

© Buchcover: Cividale Verlag

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